F4 Schwaigern

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Mark Bühner - Bedingungslos geliebt - Die verlorenen Söhne (Teil 1 von 2, nach Lukas 15)

Die Episode analysiert Lukas 15 und die Geschichte vom verlorenen Sohn, hebt die Reaktionen beider Söhne auf Gottes Liebe hervor und betont die Bedeutung von bedingungsloser Annahme und Gnade.

15.01.2025 25 min F4 Schwaigern, Mark Bühner

Zusammenfassung & Show Notes

Bedingungslos geliebt - Die verlorenen Söhne

In dieser Episode beginnt unsere neue Predigtreihe mit dem Thema "Bedingungslos geliebt", wobei wir uns intensiv mit Lukas 15 und der Geschichte vom verlorenen Sohn auseinandersetzen. Diese bekannte Erzählung, die viele von uns bereits in der Schule oder in der Kirche gehört haben, wird oft missverstanden. Gerade weil wir denken, die Geschichte zu kennen, besteht die Gefahr, dass wir die tiefere Bedeutung und die Absicht von Jesus nicht erkennen. Ich lade darüber hinaus dazu ein, den Fokus nicht nur auf den jüngeren Sohn zu legen, der verloren ging und schließlich zurückkehrte, sondern auch den älteren Bruder in den Blick zu nehmen, der oft übersehen wird. Die Verbindung dieser beiden Söhne und die Rolle des Vaters erweitern unsere Sichtweise und zeigen uns die verschiedenen Wege, wie Menschen mit der Liebe und Akzeptanz Gottes umgehen. Jésus erzählt diese Geschichte nicht nur für die, die verloren sind, sondern auch für die, die sich selbst für gerecht halten. Besonders hervorzuheben ist der entscheidende Kontext, in dem diese Erzählung entstand. Jesus sprach zu Zolleinnehmer und Sünder, während die Pharisäer ihn dafür verurteilten. Diese ablehnende Haltung stellt das zentrale Thema der Geschichte in den Vordergrund: Es geht nicht nur darum, verloren zu sein, sondern auch darum, wie wir, besonders die Frommen, auf die Liebe und Gnade Gottes reagieren. Jesus möchte uns aufzeigen, dass nicht nur die Offensichtlichen, die wie der jüngere Sohn weg von Gott laufen, sondern auch die Frommen, die sich für besser halten, in der Gefahr stehen, geistlich verloren zu sein. Wir reflektieren die Problematik dieser Selbstgerechtigkeit und wie wir manchmal durch unser gutes Verhalten ein Gefühl der Ansprüche an Gott entwickeln. Der ältere Sohn repräsentiert genau diese Haltung, indem er meint, seine guten Taten würden ihm eine Belohnung von Gott zusichern. Doch Jesus macht klar, dass echte Beziehung zu Gott nicht über Leistung, sondern über bedingungslose Annahme und Gnade funktioniert. Dies ist eine Einladung zur Ehrfurcht vor der Gnade, die jeder von uns benötigt, unabhängig davon, ob wir uns auf der Seite des jüngeren oder des älteren Sohnes sehen. Beide brauchen die Liebe des Vaters. Am Ende ist entscheidend, dass wir erkennen, was es bedeutet, bedingungslos geliebt zu werden, und genau das ist die radikale Botschaft, die Jesus uns in dieser Geschichte vermitteln möchte. Diese Erkenntnis führt uns zu einem tieferen Verständnis von unserer Beziehung zu Gott und davon, wie wir diese in unserem Alltag leben dürfen.

Das und mehr erzählt uns Mark Bühner


 
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Intro und Outro: Sarah Reinwald

Produziert: Gideon Schmalzhaf

Transkript

So, jawohl. Wir starten in eine neue Predigtreihe. Tabi hat es gesagt. Bedingungslos geliebt. Und wir reden über Lukas 15, die Geschichte vom sogenannten verlorenen Sohn. Heute und dann in zwei Wochen nochmal. Also eine Woche unterbrochen und dann geht es weiter. Ja, wir haben die Geschichte schon vorgelesen und vielleicht habt ihr sie noch so ein bisschen im Ohr. Ist ja eigentlich eine ziemlich bekannte Geschichte. Also die meisten werden die irgendwann mal in der Schule, im Rallyeunterricht oder Jungscha oder wo auch immer ihr so wart, gehört haben. Aber das Verrückte ist, gerade weil wir glauben, wir kennen die Geschichte, bilden wir uns ein, wir hätten es verstanden. Und das haben wir, glaube ich, nicht. Wir haben es schon so oft gehört, so oft gelesen und intuitiv. Ja, klar, dann passiert das, dann passiert das und so. Ich glaube, dieses Gleichnis von Jesus gehört zu den missverstandensten Geschichten der ganzen Bibel. Und deswegen auch nicht nur eine Predigt drüber. Das reicht sonst gar nicht. Und das fängt genau mit diesem völlig falschen Titel an. Der verlorene Sohn. Ist euch mal aufgefallen, Jesus hat nie gesagt, ich erzähle euch jetzt das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Sondern er sagt, ich erzähle euch jetzt eine Geschichte. Ein Mann hatte zwei Söhne. Und die Tabi hat ja bewusst auch bis zum Ende gelesen. Die Geschichte endet gar nicht damit, dass der jüngere Sohn nach Hause kommt. Happy End, Happy Clappy, alles ist schön. Sondern auf einmal geht es weiter und dann geht es um den zweiten Sohn. Die Geschichte endet damit, dass der Vater hinausgeht zu seinem älteren Sohn und ihn inständig bittet, feier doch mit uns. Bitte komm doch rein. Und er ist wütend und hat keinen Bock drauf. Ich möchte euch bitten, behaltet dieses Ende unbedingt im Hinterkopf, weil darauf steuert Jesus ja hin mit seiner Geschichte. Sonst werden wir die Intention von Jesus wahrscheinlich ganz schön missverstehen. Wir fangen jetzt mal ganz vorne an. Um eine Geschichte richtig zu verstehen, hilft es immer, sich zu fragen, wer hat die erzählt, wann hat er die erzählt, was ist so der Hintergrund, der Kontext. Und deswegen die allerersten drei Verse jetzt nochmal. Viele Zolleinnehmer und andere Leute mit einem ebenso schlechten Ruf kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich darüber und schimpften. Mit welchem Gesindel dieser Mann sich abgibt, er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch. Da erzählte Jesus ihnen ein Gleichnis. Lukas, der Autor dieser Geschichte, also der das aufgeschrieben hat, hat ganz bewusst diesen Text vorausgestellt, um uns zu erklären, schau dir mal, da ist das passiert und darum hat er es gesagt. Wir gehen das mal so ein bisschen durch, vielleicht habt ihr das ja auch vorher schon gemerkt. Das Erste, worauf er unsere Aufmerksamkeit ganz offensichtlich lenken will, ist, was für Leute da um Jesus rum sind. Jesus ist mal wieder, passiert immer wieder, umringt von Leuten, um die jeder andere damals einen großen Bogen gemacht hätte. Also Leute, wo du die Straßenseite wechselst, weil du denkst, mit dem will ich eigentlich nicht gesehen werden. Viele Zolleinnehmer und andere Leute mit einem ebenso schlechten Ruf. In anderen Worten, Jesus predigt, ist ja schön, öffentlich, nicht nur in einem Gebäude. Und aus irgendeinem Grund kommen vor allem solche Leute zu ihm, die ein ausgesprochen unmoralisches Leben führen. Jetzt sind wir mal ein bisschen frech. Denk mal an jemand, wo du denkst, also der hat ein Leben. Also, dass der sich traut, noch rauszugehen, was der sich alles geleistet hat, was der für einen Beruf hat, wie der Leute bescheißt, keine Ahnung. Also stellt euch mal jemand vor, wo ihr denkt, der lebt echt unmoralisch, unter aller Kanone, mit dem will ich mich nicht sehen lassen. Betrüger, Diebe, Prostituiert, solche Leute ringen sich um Jesus. Und wer die Bibel kennt, merkt, das passiert immer und immer wieder. Ausgerechnet solche Leute fühlen sich von seinen Predigten angesprochen. Ich habe es mal so gesagt, die Botschaft von Jesus zieht Sünder an, also Menschen, wo das wirklich offensichtlich ist. Und das ist auch eines der ganz großen Probleme, dass die Frommen, die Pharisäer und Schriftgelehrten, die besonders bibelgläubigen Leute mit Jesus haben. Sie geben sich die größte Mühe, um sich an diese ganzen Regeln zu halten, an die Gebote, um alles zu tun, was in der Bibel drin steht, alles zu tun, um Gott zu gefallen, um ihm gnädig zu stimmen. Gott, ich mache alles, was du willst. Und Jesus geht ausgerechnet zu den Gottlosen. Und er umgibt sich mit diesen Leuten. Und die Steigerung ist ja noch, dass sie sagen, schau mal, er isst sogar mit ihnen. Er sitzt mit ihnen an einem Tisch. Für uns heute ist es vielleicht nicht mehr ganz so gewichtig, aber damals war das gemeinsame Essen ein öffentliches Zeichen von Akzeptanz. Also er sagt nicht nur, okay, ich hole nicht die Security, die euch rausschmeißen. Sondern er sagt, ihr seid meine Freunde. Ihr habt ein Recht darauf, bei mir zu sein. Genau wegen euch bin ich da. Und Jesus sagt, ich nehme euch an, da steht nichts zwischen uns, so wie ihr seid. Merkt ihr, wie das auch für uns heute gar nicht so leicht zu fassen ist? Wo wir denken, eigentlich passt es doch vielleicht nicht zu dem, was wir denken? Die Pharisäer haben geglaubt, wenn du Gott nah sein willst, musst du ein guter Mensch sein. Da musst du dir Mühe geben, um moralisch vorbildlich zu leben. Und das haben sie versucht. Sei ein guter und frommer Mensch, dann hast du eine Chance, dass Gott sich mit dir abgibt, dass Gott dich annimmt. Und jetzt kommt Jesus und er sagt genau das Gegenteil. Er behauptet, du darfst zu Gott kommen, so wie du bist. Und es gibt absolut nichts, was du tun müsstest, um dir die Zuwendung von Gott zu verdienen. Das ist was ganz Zentrales. Das ist das, was Christen meinen, wenn sie von der Gnade reden. So ein großes Wort. Dass es nichts gibt, was wir tun müssen, weil Gott uns ganz genau kennt. Und weil er unser Versagen sieht. Und er genau weiß, wir alle, eigentlich passen wir nicht zu ihm. Und er sagt, das ändert gar nichts an meiner Liebe zu dir. Du bist mir, so wie du bist, hundertprozentig willkommen. Komm her. Und was fordert Gott, was fordert Jesus dafür von dir als Gegenleistung? Gar nichts. Mir ist es so wichtig, dieser Punkt, weil das ist das Zentrum der christlichen Botschaft überhaupt. Das ist das, was Jesus predigt, unterscheidet von allem anderen, was gute Morallehrer, andere Religionen dieser Welt predigen. Da geht es immer darum, das musst du tun, so musst du dich anstrengen, dann. Und Jesus sagt, nee, kommt doch her, so wie ihr seid. Sünder sind Gott willkommen. Die Menschen, die Jesus hier mit offenen Armen aufnimmt, sind keine Gläubigen, frischbekehrten, die halt eine schlechte Vergangenheit hatten. Versteht ihr? Also wir sagen ja immer, oh, du hast eine schlimme Vergangenheit, da ist was passiert. Ja, aber wenn du dich jetzt anders verhältst, dann darfst du kommen. Das sind nicht die. Das sind immer noch Betrüger und Prostituierte und Sünder und was auch immer. Das sind Menschen, die sich noch keinen Deut geändert haben und trotzdem isst Jesus mit ihnen und sagt, ihr seid meine Homies, meine Freunde, ihr dürft zu mir kommen. Und vielleicht fühlst du innerlich ähnlich wie die Leute damals. Alter, das ärgert die Frommen. Das wollen sie nicht greifen. Ja, warum strenge ich mich denn dann an? Warum mache ich dann, was ich mache? Das geht gegen alles, was sie glauben, darüber zu wissen, wie man zu Gott kommen kann. Ich muss mir doch Mühe geben. Und deshalb lehnen sie Jesus ab, indem sie ihre Stimme erheben und Sachen sagen wie mit was für einem Gesindel, der sich abgibt. Wenn die zu ihm kommen, dann kann das ja nicht stimmen, was der predigt. Sonst würden die ja da nicht kommen. Die gehören ja nicht damit rein. Und dann als Antwort auf diese ablehnende Reaktion der frommen Leute schreibt Lukas, Und da erzählte Jesus ihnen ein Gleichnis. Dieser letzte Satz ist ganz wichtig, damit wir eben die Intention wirklich checken. Was will Jesus uns sagen? Wir denken intuitiv, wenn wir uns so diese Geschichte vorstellen, verlorener Sohn. Die Zuhörer damals, die waren von Tränen gerührt, als dieser Sohn nach Hause kommt und der Vater ihm entgegenläuft und ihn annimmt, seinen missratenen Sohn einfach so. Und wir denken, wow, ein Happy End. Und so nimmt auch Gott uns wieder auf. Das tut unserem Herzen gut. Ich glaube nicht, dass das damals so war. Denn Jesus erzählt diese Geschichte nicht den Ausgestoßenen, sondern er erzählt diese Geschichte den Frommen. Die Zielgruppe dieser Geschichte sind die Pharisäer, sind die Fromme. Jesus erzählt dieses Gleichnis also nicht, um den offensichtlich verlorenen Hoffnung zu geben oder so, sondern er will den Frommen und damit tendenziell dir und mir unsere Blindheit vor Augen führen. Er will uns die Augen für was öffnen, was wir vielleicht gar nicht so sehen. Er will uns unsere Arroganz hinstellen, unsere Selbstgerechtigkeit zeigen und sagen, hey, beim Evangelium, bei der guten Botschaft, der Grund, warum ich gekommen bin, geht es um was ganz anderes. Ich behaupte, die ursprünglichen Zuhörer waren von dieser Geschichte nicht zu Tränen gerührt, sondern die waren stinksauer. Die haben sich aufgeregt, was dieser Jesus ihnen hier durch die Blume versucht zu vermitteln. Die waren beleidigt, die waren empört, was fällt dem ein? Denn Jesus will mit diesem Gleichnis eben nicht unsere Herzen erwärmen, sondern er will unser Schubladendenken im Kopf zu Kleinholz verarbeiten. Er will uns darauf aufmerksam machen, dass nicht nur Menschen, die wie der jüngere Sohn von Gott weglaufen, offensichtliche Verlorene, sondern anscheinend auch Menschen, die sich für unheimlich fromm halten, die ganz schön viel Gutes tun und die nach außen echt was aufzuweisen haben, geistlich verlorene Söhne sind. Und mit diesem Vorwissen wagen wir uns jetzt ein bisschen an diese Geschichte und ich glaube, sie bekommt eine völlig neue Bedeutung von den zwei verlorenen Söhnen und von dem liebenden Vater. Was bedeutet das, wenn Jesus sagt, ein Mann hatte zwei Söhne? Wenn man dieses Gleichnis so als Ganzes betrachtet, ist klar, er will uns ja was damit sagen. Das ist alles eine sehr starke Bildsprache. Er will was übertragen. Der Mann in dieser Geschichte, also der Vater, steht für Gott. Gott ist der Vater dieser Welt. Wir sind seine Kinder. Und die beiden Söhne stehen für die zwei verschiedenen Wege, die wir Menschen im Leben in der Regel einschlagen. Der eine versucht so, sein Glück und seine Erfüllung zu finden und der andere versucht es auf dem anderen Weg. Der erste Weg ist, was der jüngere Sohn uns vorlebt im Gleichnis. Er geht zu seinem Vater hin und sagt rotzfrech, alter Mann, ich will jetzt schon meinen Anteil am Erbe haben. Und wir können uns sicher sein, wenn Jesus die Geschichte erzählt, jetzt waren alle hellwach. So redest du nicht mit deinem Vater. Das ist eine Einleitung, wo jeder sofort die Aufmerksamkeit kriegt. Das ist eine abgrundtive Respektlosigkeit, wie als würde der zu seinem Vater hingehen und sagen, wann bist du endlich tot? Verreck doch. Dein Leben zählt für mich nichts. Du warst für mich schon immer nur ein Mittel zum Zweck. Ich interessiere mich nicht für dich. Ich will bloß dein Geld haben, deine Kohle. Jesus. Und das Einzige, was noch schockierender ist als diese radikale Bitte, ist wie der Vater reagiert. Damals, das müssen wir uns klar machen, da war der Vater einer Familie nicht so wie heute, wo die Kinder sonst was mit ihm vielleicht machen können, sondern er war der uneingeschränkte Boss. Mit dem hast du nicht rumgespielt, den hast du zu ehren. Galt grundsätzlich für ältere Menschen, denen musst du irgendwie respektvoll begegnen, aber der Vater einer Familie gleich nochmal mehr. Der hatte wirklich alle Vollmachten. Wenn du den in irgendeiner Weise bloßstellst oder respektlos behandelst, kannst du dich gleich aus dem Dorf verabschieden. So redest du nicht. Du hast keinen Rückhalt mehr. Die Zuhörer erwarten von Jesus an diesem Punkt also unbedingt, dass der Vater dem eine schmiert und sagt, du kriegst gar nichts, hau ab, du bist nicht mehr mein Kind. Gib ihm vielleicht noch einen Tritt in den Hintern, hau ab. Du hast hier nichts mehr verloren. Doch dieser Vater tut genau das nicht. Er übergibt seinem Sohn den Anteil am Erbe. Er riskiert all diesen Ehrverlust, den er dadurch kriegt. Und der Sohn haut ab in die weite Welt hinaus. Er gönnt sich, was immer er will. Er lebt ein verschwenderisches und überaus fragwürdiges, auch moralisch fragwürdiges Leben. Losgelöst von allen Regeln, von allen Konventionen der Gesellschaft. Und im Bild gesprochen natürlich auch losgelöst von Gott. Also er interessiert sich nicht für das, was Gott für sein Leben möchte. Was ist das für ein Weg? Dieser jüngere Sohn glaubt offensichtlich, dass er grenzenlose Selbstbestimmung braucht. Er muss selber entscheiden, was richtig ist. Niemand darf ihm sagen, wie er leben soll. Das ist der beste Weg, um glücklich zu werden. Damals war das noch weitaus seltener als heute. Damals waren wirklich traditionelle Gesellschaften, da hältst du dich an diese Regeln. Und heute ist das vielleicht gar nicht mehr so abwegig, oder? Man lernt das doch schon in der Schule. Entdecke dich selbst. Krieg selber raus, was richtig ist. Probier dich aus. Finde raus, was dir Spaß macht im Leben. Lass dich von keinem klein halten, der dir erklärt, so musst du leben. Das ist richtig. Wozu brauchst du eine Kirche? Wozu brauchst du Eltern? Wozu brauchst du einen Prediger? Wozu brauchst du Gott, der dir nur erklären will, so musst du es machen, wenn du doch selber alles besser wissen könntest? Lebe einfach so, wie du es für richtig hältst. Selbstbestimmt. Und Jesus macht in dieser Geschichte deutlich, dass jeder, der diesen Weg beschreitet, auch heute noch, der sagt, ich weiß es am besten ohne Gott, denn früher oder später landest du im Schweinestall, in der Verlorenheit und früher oder später merkst du, was habe ich getan? Ich selber weiß es eben doch nicht. Mein Weg geht in die falsche Richtung. Und Jesus sagt, der einzige Weg aus dieser Verlorenheit heraus ist der Weg zurück zu Gott, dass ein Mensch erkennt, ich weiß es nicht, ich brauche diesen Vater. Und der empfängt dich mit offenen Armen. Klammer auf, genau das passiert ja auch in der realen Welt, wenn Jesus die Zöllner und Zünder so annimmt. Ihr dürft zu mir kommen. Ich meine, die kommen ja nicht, weil sie gezwungen werden. Sie wollen zu ihm kommen. Und er sagt, ihr seid mir willkommen. Und jetzt weiß ich, für viele von uns wäre es wahrscheinlich am angenehmsten, wenn Jesus genau da die Geschichte eben beendet hätte. Und wir wissen, okay, schön, wir sind alle angenommen, alles ist gut. Aber das scheint Jesus nicht zu wollen, denn er redet ja bewusst weiter. Denn jetzt kommt er auf die eigentliche Zielgruppe zu sprechen. Wir haben gesagt, er redet zu den Frommen. Und die werden repräsentiert durch den älteren Sohn. Der steht für den Weg der Frommen Pharisäer. Und vielleicht ist er uns gar nicht so unähnlich. Anstatt dass der ältere Bruder sich darüber freut, hey, mein Bruder ist wieder nach Hause gekommen, spielt er die beleidigte Leberwurst, zieht es überhaupt nicht ein, wie der Vater so ungerecht sein kann. Schau mich an, was ich biete und der, verprass dein Geld mit Huren und was auch immer. Und das Spannende ist, bis dahin haben wir gedacht, das ist ein guter. Jetzt ist es plötzlich er, der sich gegen seinen Vater auflehnt und der den Vater respektlos behandelt. Durch seine Weigerung, ins Haus reinzukommen, zwingt er den Vater, zu ihm rauszukommen. Hast du damals nicht gemacht sowas? Du gehst zu dem ehrwürdigen Vater hin. Er gibt öffentlich zu erkennen, Alter, ich respektiere deine Entscheidung nicht. Du hast kein Recht dazu, so zu handeln und so mit meinem Erbe aus seiner Sicht umzugehen. Er bleibt draußen und zwingt den Vater, zu ihm rauszukommen. Eine krasse Beleidigung. Und es ist auch krass, dass der Vater sich da überhaupt drauf einlässt. Denn wieder, eigentlich hätte man erwartet damals, dass der Vater sagt, Quatsch, also dann hau halt ab, dann geh halt, ich gehe nicht zu dir. Und es kommt noch schlimmer, wenn er dann anfängt zu reden, denn als der Vater seinen Sohn bittet, den älteren Bruder, komm doch bitte, feiere mit uns, komm rein, da platzt ihm der Kragen und er haut raus, all diese Jahre habe ich mich für dich abgerackert. Und was habe ich dafür bekommen? Hat sich ja gar nicht gelohnt. Du hast mir ja noch nicht mal eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden mal so richtig hätte feiern können. Ein ganz kurzer emotionaler Ausbruch, aber da steckt so viel Verachtung und Entwürdigung für den Vater drin. Ist wieder für uns, wir müssen das ein bisschen nachspüren, nicht so leicht nachvollziehbar. Der ältere Sohn redet ihn noch nicht mal richtig an. Er sagt nicht, ehrwürdiger Vater, ich habe eine Meinung, ich versuche es mal, sondern er platzt einfach raus. Er platzt raus mit seinen Vorwürfen in aller Öffentlichkeit. Damals hat man sowas schön hinter verschlossener Türe geregelt, wenn es irgendwann mal Stress gab. Und der Vater hatte immer recht. Und der haut raus. Und wenn man es sich genauer anschaut, was er da sagt, dann merkt man, all sein frommes Verhalten war im Grunde eiskalte Berechnung. Ich habe so gehandelt und dafür erwarte ich, dass du genau das tust. Er hat sich zwar bis zu diesem Punkt rein äußerlich fromm, gut, gerecht verhalten, kann keiner was dran finden, aber er erklärt, warum er es gemacht hat. Er hat das alles gemacht, was sein Vater von ihm wollte, nicht, weil er den Vater liebt. Nicht aus Respekt für den Vater. Nicht, weil er die Autorität des Vaters irgendwie achtet, sondern weil er die bis dato unausgesprochene Erwartung hatte, wenn ich tue, was du willst, bist du mir was schuldig. Dann hast du gefälligst nach meiner Pfeife zu tanzen. Ich habe überlegt, wie man das nennen könnte, diesen Weg. Man könnte es nennen, ein berechnender Moralismus. Ich verhalte mich moralisch korrekt, mir kann keiner ankarren, aber eben nur, weil ich was dafür haben will. Nicht, weil ich Gott anerkenne, sondern weil ich eigentlich einen Weg suche, um aus seiner Autorität zu entfliehen. Ich suche einen Weg, wie ich ihn beeinflussen kann. Merkt ihr, dass der Weg des jüngeren Bruders und der Weg des älteren Bruders in der Intention, was sie wollen, gar nicht so verschieden ist? Der Jüngere sagt, ich habe keinen Bock auf deine Autorität, ich will selber entscheiden, also haut er ab. Und der Ältere sagt, ich habe keinen Bock auf deine Autorität, also manipuliere ich dich, bis du machst, was ich will. Eigentlich wollen sie beide nur weg vom Vater. Keiner dieser beiden liebt den Vater um seiner selbst willen, sondern beide sehen sie in ihm ein Mittel zum Zweck. Ich will eigentlich dein Geld. Ich will eigentlich den Lohn. Jesus versucht uns mit diesem Gleichnis deutlich zu machen. Du kannst ein äußerlich moralisch korrektes Leben führen. Warum tust du es? Du kannst trotzdem am Ende ein verlorener Sohn sein, der am Ende, das ist ja das Krasse eigentlich, das Festmahl des Vaters verpasst. Der Vater lädt ihn ein und er weigert sich, das anzunehmen, was der Vater ihm eigentlich geben will. Und ich glaube, genau diese Botschaft brauchen auch wir heute. Wir müssen sie unbedingt hören, weil wenn wir ehrlich sind, ist gerade dieser ältere Bruder wahrscheinlich uns sehr viel näher, als wir denken. Auch die Pharisäer von damals mit ihrer Haltung. Ich tue, tue, tue und da warte ich halt auch was. Vielleicht sind wir dem sehr nah. Gott, ich gehe in den Gottesdienst. Ich lese in der Bibel. Ich versuche anderen Menschen zu helfen. Ich versuche Frieden zu stiften. Ich versuche andere zu lieben. Ich halte mich an das, was du sagst. Und als Gegenleistung erwarte ich, dass du in meinem Leben dich erkenntlich zeigst. Durch Schutz, durch greifbaren Segen. Wir haben schon sehr konkrete Erwartungen oft. Bilden wir uns nicht auch ein, wir könnten Gott durch unsere Leistungen beeinflussen, ihn beeindrucken. Wir glauben, wir könnten seine Zuwendung, das was er uns zu geben hat, seine Liebe verdienen. Durch das, was wir tun. Und Jesus sagt, nein, das ist nicht das, was Glaube bedeutet. Das ist nicht der Grund, warum ich auf diese Welt gekommen bin und das ist nicht der Inhalt meiner Predigt. Ich bin nicht nur gekommen, um euch zu zeigen, wie man lebt, also um ein gutes Vorbild zu sein und dann lebst du moralisch alles korrekt, sondern ich bin gekommen, um dich und zwar jeden Einzelnen zu erretten, weil du es brauchst. Ich will dein Erlöser sein und ich will dein Herr sein, die Autorität in deinem Leben. Und zwar nicht nur Mittel zum Zweck, sondern wirklich Autorität. Jesus sagt, es ist völlig egal, wie viel Gutes oder wie viel schlechtes Verhalten du in deinem Leben aufzuweisen hast. Guck mal, so viel kann ich bieten. Du kannst dir Gott nie zum Schuldner machen. Du kannst nie sagen, jetzt habe ich es aber verdient. Weil es im Grunde ein Weg wäre, dich selbst zu erlösen. Dir das selber zu verdienen, das selber zu erarbeiten. Und wirklich jeder Versuch durch dein Verhalten Macht über Gott zu gewinnen, anstatt sich auf seine Gnade zu verlassen. Ich habe nichts zu bieten, füll du mir die Hände. Ist ein Versuch, sich gegen seine Autorität aufzulehnen und selber Gott spielen zu wollen. Ich weiß, ein bisschen harte Botschaft heute. Lass uns mal überlegen, was das für uns heute heißt. Je nachdem, was du heute so für Gedanken mitbringst, lasst uns damit aufhören, uns wunderwas auf unsere Leistung einzubilden. Auf unsere moralisch-religiöse Überlegenheit. Gerade anderen Leuten gegenüber. Lasst uns vielleicht auch zugeben oder erkennen, wie stolz wir manchmal sind. Wie überheblich, wie arrogant und was wir denken. Ja, ich bin doch ganz gut dabei. Da kannst du nicht mitspielen. Lasst uns erkennen, wie sehr wir schuldig sind und wie sehr wir kein Fatz besser sind, als der, den wir uns vielleicht vorher vorgestellt haben. Kein Fatz besser sind als der Dieb, der Betrüger, die Prostituierte von nebenan. Es spielt keine Rolle, ob du selber sagst, ich sehe mich mehr so auf der Seite des jüngeren Bruders oder beim älteren Bruder irgendwo bist. Du und ich, wir sind zu 100% schuldig und wir brauchen nichts mehr, als dass der Vater kommt und uns einlädt, weil wir selber können uns nicht einladen. Wir brauchen diese völlig unverdiente Gnade, die Jesus uns anbietet und für die er gekommen ist. Er sagt zu beiden seiner Söhne, nimm meine Einladung an. Du hast es nicht verdient, doch das ist mir egal. Denn mein Kind, ich liebe dich ohne jede Voraussetzung, bedingungslos. Also bitte, probier es nicht auf deinen Weg, sondern komm zu mir. Lass dich von mir erlösen und lass dir von mir zeigen, was Gnade bedeutet. Komm, soviel für heute. Amen. Ein paar Sekunden Zeit, um euch darüber zu ärgern oder zu reflektieren, wo ihr da selber steht. Und dann bete ich. Vielen Dank. Und du großer, heiliger Gott, geliebter Vater, du hast genau gewusst, dass wir diese Botschaft brauchen. Du hast genau gewusst, wie sehr wir selbst gerecht sind und immer versuchen, uns selber was zu verdienen, uns selber an dich ranzumachen. Dafür können wir es gar nicht. Und Herr, du kennst jetzt auch jeden Einzelnen von uns. Du kennst mich, die wir hier sitzen oder stehen. Und ich möchte dich bitten, dass du uns das mit deinem Geist klar machst. Wir können uns nicht selber erretten. Wir können uns nicht mal selbst besser machen vor dir. Da ist so ein Abstand. Herr, bitte zeig du uns, wie abhängig wir von dir sind, wie erlösungsbedürftig, wie sehr wir dich brauchen. Und Herr, da wo wir jüngerer oder älterer Bruder irgendwo stärker ausgeprägt sind, zeig du uns, dass wir auf dem falschen Weg sind. Dass das nicht das ist, was du für uns hast. Herr, ich danke dir für diese unermessliche Gnade, dass du auch hier bei solchen Gedanken siehst, wie wir falsch liegen und wie wir uns was einbilden und du trotzdem kommst. Und du trotzdem sagst, genau für dich bin ich ans Kreuz. Bin. Wie oft man gar nicht den Blick auf dich hat, sondern zu sehr von sich selber denkt. Mensch, was kann ich bieten? Und ich danke dir, dass deine Liebe so viel größer ist. Und dass Leistung uns dir nicht näher bringt, sondern du alles, alles für uns tust. Herr, bitte schreib du das in unsere Herzen rein und schenk, dass unser Glaube aufhört, sich um uns zu kreisen und beginnt zu verstehen, dass du das Zentrum da drin bist. Ohne dich ist gar nichts. Danke, dass wir deine Kinder sein dürfen. Mach du das in uns klar. Amen.